2011

Kostbarkeiten mit höchsten Ansprüchen

VON GUDRUN RIEDEL, 11.04.11, 18:56h, aktualisiert 11.04.11, 21:08h

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EISLEBEN/MZ. Wenn der Männerchor aus Erdeborn in der Klosterkirche St. Marien zu Helfta sein Frühlingskonzert veranstaltet, dann kommen die Gäste in Scharen. “Ganz Erdeborn ist unterwegs, wenn unsere Männer singen”, sagte Helga Bauerschäfer am vergangenen Sonntag zur diesjährigen Veranstaltung. Ihr Ehemann Klaus-Dieter Bauerschäfter hatte nicht nur mit dem leidenschaftlich agierenden Chorleiter Karl-Heinz Milde das Konzert vorbereitet, sondern trat als 2. Vereinsvorsitzender auch als Solist und Moderator auf.

Über 230 Besucher waren beeindruckt von der Sangesfreude und der mitreißenden Ausstrahlung der 26 Sänger, die den Frühling mit Liedern und Gedichten begrüßten. Mit wohlklingenden und die Herzen berührenden Tönen verliehen sie den Gefühlen, die die Sonne und das frische Maiengrün hervorbringen, Ausdruck. Denn nicht nur deutsche und internationale Heimat-, Wein- und Volkslieder kamen zu Gehör, auch kirchliches, Gott lobendes und verehrendes Liedgut gehört zum umfangreichen Repertoire des Chores, das die Sänger mit klangschönen Melodien vortrugen. Dazu gehörten zweifelsfrei das von Chor und Solo-Tenorpart von Klaus-Dieter Bauerschäfer gesungene weltbekannte Lied von Otto Kroll “Das Ave Maria der Berge”, Beethovens Choral für Vier-Stimmen “Die Ehre Gottes aus der Natur – Die Himmel rühmen” ebenso wie Franz Schuberts Tonschöpfung “Heilig, Heilig, Heilig ist der Herr, heilig ist nur er.” Das waren inhaltliche und musikalische Kostbarkeiten mit höchsten Ansprüchen an die Sängerschar, die sie mit Einsatz, innerer Hingabe und Interpretationsfreude meisterten.

Mit bekannten und beschwingten Volksliedern, die vom heute älteren Publikum in ihrer Jugend gesungen wurden wie “Und wieder blühet die Linde”, “Wahre Freundschaft soll nicht wanken” oder “Der Mai ist gekommen”, wurden Erinnerungen an eine Zeit wach, in der Singen im Freundes- und Familienkreis zur Familienkultur gehörte und in der es auch noch eine Auszeichnung war, Chormitglied sein zu können.

Diese Vision sieht Chorleiter Karl-Heinz Milde, der am Sonntag sein 77. Lebensjahr vollendete, gefährdet. “Ich habe nur einen Wunsch”, so Milde, “dass der Männerchorgesang in Deutschland wegen Überalterung der Mitglieder nicht stirbt. Die Dörfer bluten aus und was dann?”

Umso größer ist die Freude aller Erdeborner Sänger, dass der zwölfjährige Walther Kunow an der Seite seines Vaters und seines Opas neues Chormitglied wurde. Leiter Milde hofft, dass sich Walter Kunow vom Knabensopran zu einem jungen Heldentenor entwickelt.

Für den Finalteil des Konzertes hatten die Sänger musikalische Köstlichkeiten einstudiert, die außerordentlich wohl klangen und so recht angebracht waren, das äußerst aufmerksame Publikum mit diesen Melodien nach Haus zu entlassen. Der “Chanti-Wein” von Gerhard Winkler, der alle zum Glücklichsein einlädt, gehörte dazu, ebenso das Heimatlied “Glocken der Heimat” oder das weltbekannte Lied “Der Trommeljunge” mit seinem bekannten Trommelrhythmus “Taratatatam.”

Dass auch ein Männerchor Sorgen hat, konnte wohl besser nicht rübergebracht werden als mit dem Scherzlied: “Der Männerchor hat Sorgen.” Warum: Weil keine Frauen mitsingen und gemischte Chöre doch auch schön klingen. Besinnlich erhaben hingeben das Lied der Lieder “Sierra Madre del Sur” (Dank an die Mutter Erde), das wegen seiner schönen-erhabenen Melodienfolgen und der hingebungsvollen Interpretation zurecht lang anhaltenden Beifall erhielt.

Mit dem böhmischen Lied “Frühlingszeit, macht uns das Herz so weit” verabschiedeten sich die Sänger bis zum Frühlingskonzert im nächsten Jahr, das wieder in der Klosterkirche stattfinden soll. Priorin Agnes Fabianek freut sich auf die Gäste: “Sie singen so schön und öffnen die Herzen mit ihrem freudigen Lobgesang. Sie sind immer willkommen.”

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